Zwerge, Drachen, Widerstand
Eine junge Frau neben mir klappt ihr Laptop auf und schaut den HOBBIT, als ich gerade lese, wie Houellebecq beschreibt, wie seine Romanfigur, der Künstler Jed Martin, den Schriftsteller Houellebecq in Irland besucht. Der Kontrast könnte kaum größer sein zwischen der Literatur, die gerade in Irland spielt und in der Houellebecq Houellebecq über amerikanische Autoren (und irische gastronomische Unfähigkeit) herziehen lässt, und der amerikanischen Verfilmung irischer Literatur.
Ich bin überrascht, wie lange die Eingangsszene dauert, in der die Zwerge auf Einladung des Zauberers sich in dem Hobbithöhlenhaus versammeln und frage mich, von wo sie eigentlich dorthin kommen. Ich erinnere mich, dass auch im Buch nicht viel dazu gesagt wird. Sie scheinen sich lange nicht gesehen zu haben, seit der Drache sie aus ihrem Königreich verjagt hat und sie fliehen mussten. Hier nun schmieden sie – allesamt erprobte Krieger – Pläne, ihre Heimat zurückzuerobern und ziehen los, nachdem sie (eigentlich wie Iren, was man so hört) noch ein paar Heimatballaden absingen.
Ich habe spontan keine Ahnung über die Rolle der Widerstandsbewegung gegen die britische Herrschaft in Irland 1937, als Tolkien über diesem Werk saß, oder wie er zur „irischen Frage“ stand, aber immerhin erschien THE HOBBIT im selben Jahr, als sich der irische Freistaat eine Verfassung gab und Eire nannte. Vielleicht ist dieses Buch – Tolkien, nicht Houellebecq – ja ein IRA-Fantasy-Roman?
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