Wintermorgen
Im grauen kalten nassen Morgen auf splitverseuchtem, von anonymen Zuständigen vernachlässigtem Gehweg eine Frau mit Kind und Fahrrad. Das Fahrrad – in Sicht-, aber noch kaum in Hörweite – fällt mit klassischen Klingel-Schepper-Sound um, sie lässt es liegen, fummelt irgendwie an dem Kind rum, ich komme näher, sie stellt das Fahrrad auf, ruft Kacke, flucht, schluchzt, das Kind fängt an zu heulen, sie nimmt es auf den Arm, um sich und es zu trösten, ich halte hinter ihrem Rücken das Fahrrad, hilflos und gerührt von ihrem Kummer, inzwischen hat sie mich gesehen, soll ich mal festhalten, frage ich schafig, geht schon, meint sie, hab nur ein bisschen schlechte Laune, dabei ist das mehr als ein bisschen, was ihr die Tränen aus den Augen treibt. Ach je, sage ich, kenn ich. Würde sie gern umarmen, gehe aber weiter.
Das ginge dann doch zu weit.
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