Benedict Wells: Fast genial
Benedict Wells FAST GENIAL. In der Dramatik gibt es den Begriff des „well-made play“, ein handwerklich gut gemachtes, konventionell strukturiertes und erzähltes Theaterstück innerhalb der von Aristoteles vorgeschlagenen Grenzen Raum-Zeit-Personen.
Für FAST GENIAL von Wells könnte man dasselbe sagen: ein unterhaltsamer, sozial und psychologisch tadellos erzählter Adoleszenzroman, der die Stimmung eines späten Teens bzw. frühen Twens gelungen einfängt. Die Hauptfigur ist am sozialen Rand der US-amerikanischen Gesellschaft angesiedelt: arm, White Trash, bildungsfern etc. Die Identitätssuche wird hochbuchstabiert auf eine buchstäbliche Suche nach dem Vater und nach den Möglichkeiten im Leben. Mir persönlich war die Erzählweise zu schnell. Sehr oft habe ich mir gewünscht, der Erzähler hätte den Momenten mehr Raum gelassen. Die Situation hat mich mehr interessiert als der Plot, und ich wurde zu einem Plotinteresse sozusagen genötigt. Mir gefällt, dass sich der Erzähler an entscheidenden Punkten zu mir realistisch erscheinenden Negativwendungen entschlossen hat und damit die Berechenbarkeit, die der Stil vermuten ließ, brechen konnte. Auch der Lernfhäigkeit der Hauptfigur aus ihren Fehlern hält sich in Grenzen, das scheint mir ebenfalls realistisch. Ohne den Schluss vorwegnehmen zu wollen, ist dieser, neben der Entwicklung zwischen den beiden Hauptfiguren, die mutigste und spannendste Entscheidung des Autors und verdient wirklich Beachtung. (Danke, Yvonne, für das Geschenk!)
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