Honig, شمس & de l’Or

Das Stück
Honig, شمس & de l’Or ist ein Monodrama, geschrieben von Yasser Abu Shaqra, gespielt und inszeniert von Rimi Sarmini, das 2021 in Tunesien aufgeführt wird. Inspiriert von Hector Malots Roman Sans famille wird das Stück vom syrischen Autor, Regisseur und Schauspieler Rimi Sarmini in die heutige Realität übertragen. Er erzählt von seiner Flucht aus Syrien im Jahr 2016, bei der er dem Krieg entkam, und von seiner Wanderschaft durch die Welt auf der Suche nach einem sicheren Ort zum Leben und Arbeiten. Seine Suche bezieht sich sowohl auf seinen „Minderheitenstatus“ als Migrant und Flüchtling als auch auf seine sexuelle Orientierung und die Unmöglichkeit, seine Liebe offen zu leben. Der Verlust eines Zuhauses und einer geliebten Person schafft eine Brücke zwischen den „zwei Rémis“ und bringt Humor und eine poetische Distanz in dieses hochemotionale, autobiografische Stück.
Das Projekt
Wir möchten die Methoden des europäischen Labors Instant MIX zum „Übersetzen durch Handeln“ anwenden und zwei verschiedene Versionen des Textes ohne Übertitel für Deutschland und Frankreich testen, die jeweils Deutsch und Französisch enthalten und die wir zusätzlich mit einem lokalen Schauspieler (in Berlin) bzw. einer Schauspielerin (in Paris) besetzt sind. Dieser Vorschlag wurde im Rahmen des Programms Perform Europe eingereicht und ausgewählt, um mit inklusiveren und nachhaltigeren Tourneeformen zu experimentieren.
In beiden Ländern gibt es eine Übersetzerin und eine/n Dramaturgen/Dramaturgin, der/die mit dem tunesisch-syrischen Team an der Umsetzung der zweisprachigen Version arbeiten soll. In Deutschland ist der Dramaturg Henning Bochert Gründungsmitglied von Drama Panorama: Forum für Übersetzung und Theater e. V., in Frankreich ist es Anne Bérélowitch, Gründerin von Instant Mix und Spezialistin für mehrsprachige Dramaturgien.
Die Inszenierung wird als Theaterlabor in zwei verschiedenen Versionen nach Paris und Berlin gebracht, wo einige Szenen zweisprachig, nämlich mit einem Berliner Schauspieler Arabisch-Deutsch bzw. mit einer Pariser Schauspielerin, umgesetzt werden.
Der zweite Schauspieler in Berlin wird Kinan Hmeidan aus dem Ensemble des Maxim-Gorki-Theaters sein, der selbst aus Syrien stammt und mit dem Rémi zu der Zeit, in der die Erzählung spielt, tatsächlich in Kontakt war.
In Frankreich hat die weitere Schauspielerin Mélody Pini, die zum Team dazustoßen wird, ihre Schauspielausbildung an der TNS (2019) abgeschlossen und verfügt über eine persönliche Beziehung zur arabischen Sprache, die sie seit zwei Jahren ernsthaft lernt.
Wir suchen nach Möglichkeiten, in einem nächsten Schritt das gesamte Stück auf diese Weise mehrsprachig zu inszenieren. Dafür freuen wir uns über interessierte Partner in Deutschland und Frankreich.
Termine
25. und 26. April 2025
20 Uhr
Theater unterm Dach, Berlin
21. und 22. Juni 2025
Jeune Théâtre National, Paris
Das Team

Rémi Sarmini ist ein freischaffender Theater- und Filmregisseur und -schauspieler, der 2015 seinen Abschluss am Institut Supérieur des Arts Dramatiques in Damaskus gemacht hat. Er gründete die Theatergruppe Tajroubeh (2011) und war Mitbegründer der Vereinigung ARTVEDA in Brüssel. In Damaskus wirkte er unter anderem mit in Hysteria (2014), Anton Tschechows Die Hochzeit (2015) und Eugene O’Neills The Sign of the Cross X (2015) mit, in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Shakespeares Sommernachtstraum (2016) und in Beirut in Der Tod und das Mädchen (2018). Er inszenierte Une Minute in Erbil (2017) und Werke wie Miel, Soleil et Or in Tunesien (2019-2023). Außerdem unterrichtete er zwischen 2019 und 2023 Schauspiel am Theater „Teatro“ in Tunesien und nahm als Regieassistent an der Eröffnung des Theaterfestivals in Sharjah teil (2018).
Yasser Abu Shaqra ist ein palästinensischer Autor und Theatermacher. Er wurde 1985 in Damaskus geboren, wo er seine Ausbildung am Institut Supérieur du Théâtre erhielt. Zwischen 2010 und 2014 betreute er zahlreiche Kulturprojekte in Damaskus und in ländlichen Gebieten. Sein Text Before Dinner wurde ins Englische und Japanische übersetzt und in Beirut, Bagdad, San Francisco, New York, Tokio und Paris aufgeführt. Eine Sammlung seiner Gedichte wurde ins Dänische übersetzt. Er ist der Autor der Originalversion von Miel, Soleil et Or. Sein neuestes Stück, Unsettled, wurde im Rahmen öffentlicher Lesungen in Berlin aufgeführt (zweisprachige Version Arabisch und Deutsch) und wird im Herbst 2025 in den USA auf Arabisch und Englisch veröffentlicht. Derzeit lebt er in Frankreich.


Anne Bérélowitch arbeitet seit 25 Jahren als Theaterregisseurin, -autorin und -lehrerin. Sie ist die künstlerische Leiterin des Theaterlabors Instant MIX (gegr. 2016), einem europäischen und mediterranen Kollektiv für die Kreation und Produktion mehrsprachiger Inszenierungen in Europa und darüber hinaus. Dieses arbeitet mit Übersetzung „im szenischen Handeln“ an innovativen Produktionen klassischer und zeitgenössischer Stücke. Mehrsprachige Stücke werden entwickelt und geschrieben und in der Produktion wird die kreative Verwendung von Medien erforscht, mit der sprachliche Diversität für jedes Publikum unterhaltsam und zugänglich gemacht wird. Bérélowitch hat unter anderem diese Produktionen geleitet: Noz I Melem (Adieu Europa), Adaption von Danilo Kiš und von Horváth (Serbisch, Französisch, Ungarisch, Deutsch und Jiddisch); Mountain Language von Harold Pinter (Französisch/Englisch, Arabisch und Amazigh); In the Shadow of the Cathedral von Alfred Sant (Französisch, Italienisch, Maltesisch, Englisch); Alceste’s Nightmare, Adaption von Molières Menschenfeind und englsichen Fassungen davon; Natale in Casa Cupiello, Adaption von De Filippo (Französisch und Neapolitanisch).
Henning Bochert arbeitet seit über 25 Jahren als Autor, Dramaturg, Dozent und Übersetzer aus dem Englischen und Deutschen, u. a. mit Werken von Susan Glaspell, Dawn King, Eve Leigh, Carlos Murillo und George Brant. Er betreibt ein Übersetzungsbüro und engagiert sich u. a. bei Drama Panorama: Forum für Übersetzung und Theater e. V., raum4-netzwerk für künstlerische alltagsbewältigung e. v. und Weltlesebühne e. V. Er forscht seit mehreren Jahren künstlerisch zu mehrsprachigem Theater, hat dazu Werkstätten geleitet und Broschüren veröffentlicht.


Mélody Pini, gebürtig aus der Schweiz, hat ihre Schauspielausbildung an der TNS (Groupe 44) 2019 abgeschlossen. Ihre Sprachkenntnisse erweiterte sie durch Reisen nach Brasilien, Burkina Faso, Senegal und Marokko, wo sie Arabisch im örtlichen Dialekt lernte. Sie spielte unter der Regie von Stanislas Nordey, Pascal Rambert und Jean-Pierre Vincent. 2021 inszenierte der Choreograf Loïc Touzé für sie ein Solo an der Pariser Oper. Sie spielte auch unter der Regie von Audrey Bonnet in Hamlet und Paysage. 2024 spielte sie in der Schweiz in L’Amour ne cogne que le cœur und Il n’y a que les chansons de variété qui disent la vérité. 2026 wird sie in Rien n’est sut und Épitaphe zu sehen sein.
Kinan Hmeidan wurde 1991 in Damaskus geboren. Er studierte Schauspiel am Institut für Darstellende Künste und schloss seine Ausbildung 2014 ab. Hmeidan war in der Spielzeit 2017/2018 an den Münchner Kammerspielen im „Open Border“-Ensemble engagiert, aber auch in dem Film Zeugen (2016) zu sehen. Davor arbeitete er mit einigen der noch aktiven unabhängigen Regisseure in Syrien (Osama Ghanam, Samer Omran, Jihad Sa’eed) zusammen und drehte Fernsehserien und Filme. Seit der Spielzeit 2020/21 ist Kinan Hmeidan festes Mitglied des Ensembles des Maxim Gorki Theaters. Derzeit steht er in Bühnenbeschimpfung von Sivan Ben Yishai in der Regie von Sebastian Nübling auf der Bühne, das zum Stück des Jahres 2023 gewählt und für die 48. Mülheimer Theatertage nominiert wurde. Außerdem ist er in Dämonen (Berlin) von Boris Nikitin und Sebastian Nübling zu sehen.





Schreibe einen Kommentar