Texte von der Fresse
In Edition 8 der Berliner Festspiele ist das Projekt »My Heart’s In My Hand, And My Hand Is Pierced, And My Hand’s In The Bag, And The Bag Is Shut, And My Heart Is Caught« des bildenden Künstlers Phil Collins beschrieben. Die Ausgabe stellt Transkriptionen von Telefongesprächen von Obdachlosen von einem kostenlosen Telefon am Kölner Hauptbahnhof vor sowie Bilder der aus diesen Gesprächen verarbeiteten Musik-CDs.
Nicht immer ist den Gesprächstexten zu entnehmen, welches die Situation der Sprechenden ist, oft vermutet oder hört man verbrecherische Hinweise auf Drogen, Prostitution etc. Fiese Not, drängende Probleme, intensivste Gefühle. Die Texte sind gnadenlos, grandios und unkorrekt in jeder Hinsicht: Grammatik, Moral, Rhetorik, Respekt, Höflichkeit. Sie sind dadurch enorm dicht und enorm stark. Der Autor beneidet das Leben wieder um die besseren Texte, das Leben hat offenbar kein Interesse an formalem Weichwaschen. Wo in diesen Texten formale Aspekte zu finden sind, machen sie sie hart. Allerdings vermute ich, dass die Verarbeitung der Texte mit Musik – ein weiterer Teil der Kunst – die Kraft der Texte wieder schwächt. Nur eine Vermutung. Wahrscheinlich sind die Texte im/mit Originalton auch weniger hart als in aufgeschriebener Form, wo sie der Körperlichkeit entkleidet sind.
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