Was mache ich hier eigentlich?
Jörg Lau formuliert einige Gedanken über das Bloggen. Besonders interessant, ohne dass er darauf allzu tief eingeht, ist der Dialoggedanke. Der schriftliche Dialog als Diskurs hat bekanntlich Geschichte und Tradition. Vor dem elektronischen Austausch war DER BRIEF das Medium der Wahl. Wichtig für das zeitgeschichtliche und wissenschaftliche Eintauchen in Themenfelder sind als Überliefertes die Briefe, in denen beispielsweise Benjamin und Adorno ihre Situation einerseits und die inhaltlichen Debatten andererseits erörtert haben. Ergänzend zu den thematisch orientierten BÜCHERN fließt bei den Briefen das Persönliche mit ein und holt uns neben den Gedanken die Denkenden heran. So erschließen immer wieder, wie jüngst die Ausgabe der Beckett-Briefe, Briefe den Schaffenskontext und die Persönlichkeit von Künstlern, namentlich Literaten.
Neu beim BLOGGEN ist die Möglichkeit nicht nur der Einsichtnahme und passiven Teilhabe, sondern der aktiven Partizipation, die derzeit technisch durch die Kommentarfunktion geboten wird. Das ging im vorelektronischen Zeitalter eigentlich nur über den Leserbrief, der schon aus Platzgründen editiert werden und somit als öffentliches Mittel ungleich beschränkter war als die Kommentarfunktion, die der schriftlichen Debatte den neuen, englischen Namen Thread gibt. Buchstäblich jede_r kann hier mitschreiben.
Hier setzt natürlich auch Kritik an. Sowohl Orthographie als auch Stil und Logik sind dann nicht immer auf der Höhe dessen, was eine editierte Korrespondenz zu bieten hätte, die Gürtellinie rutscht abwärts oder geht gelegentlich vollständig verloren, aber hey: das ist das Leben, vox populi, was soll’s. Demokratie halt. Dafür bekommt man auch – so auch Laus Erkenntnis – Anregungen und Einblicke, die sonst verborgen blieben, und aus dem anonymen Rauschen steigen Stimmen empor, die die Schwelle des Buchmarktes nicht zuließe.
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