Melys Kolumne
Alle zwei Wochen schreibt die Autorin und Kolumnistin Mely Kiyak einige Gedanken über Menschenrechte, Integration, kulturelles und politisches Leben (ist das zu trennen?), über Schauspieler*innen, Tiger*innen und Katzen in das Internetuniversum hinaus, die sympathischerweise auch analog als Zettel im Maxim-Gorki-Theater erhältlich sind. Unter all den vielen Blogs, die sich dank der publizistischen Disziplin und Intelligenz der Autor*innen so nennen dürfen, lese ich Melys Einlassungen stets mit einem überdurchschnittlichen Grad an Unterhaltung, weil, na ja – weil sie es einfach drauf hat.
Die soeben erschienene Ausgabe befasst sich zunächst mit ihrem modepathologischen Kollegen und der für sie schmerzlichen Differenz seines Kleidungsgeschmacks zu ihrem eigenen, um sich dann in demütiger Größe der eigenen menschlichen Unvollkommenheit zuzuwenden.
Für den wissbegierigen Übersetzer besonders interessant ist ihr Mut, die Pointe des Beitrags (Beitrag wozu? Na, zur Völkerverständigung doch, zum Weltverständnis) vor allem für das zweisprachige, insbesondere das deutsch-türkische Publikum zu formulieren, indem der betreffende Dialog nicht nur auf Türkisch, sondern in der speziellen, kulturell angereicherten Sondersprachzone angesiedelt ist, die die Autorin mit zahlreichen anderen Gesegneten bewohnt.
In einer Fußnote bereitet sie die übersetzerischen Herausforderungen der Pointe für das Publikum auf und zeigt, dass die Mehrsprachigkeit nicht nur das Beherrschen mehrerer Sprachen (und ihrer Kulturen) meint, sondern synergetisch noch ein Drittes schaffen kann, das nicht zwischen, sondern über den betreffenden Sprachen lebt, etwas Neues, Eigenes. Sie verhilft uns zum Erkenntnisgewinn über die sprachlichen Hintergründe des Codeswitching, dieses Phänomens, das schon Uwe Hinrichs in seinem wunderbaren Buch beschreibt. Dass die Einsprachigkeit (nicht erst, aber besonders heutzutage) eine Armut darstellt, hat sie schon früher beschrieben.
Eine Kommentarfunktion hat sie nicht eingerichtet, weil da zu viel Mist reinkommt. Deshalb also hier: Danke, Frau Kiyak. Oder einfach: Mely!
Mehr hier: Kiyaks Kolumne
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