Honert. Widener.
Honert findet einen Umgang mit dem so gewichtigen Kindheitserinnerungsmaterial, was sich da regelmäßig zu behaupten versucht in unformatierter Erinnerung. Bildnerisch macht er mit viel Humor den Gang des Speziellen ins Allgemeingültige durch extrem subjektive Auswahl (Schlafsaal, Lehrer) und geniale Mittel (die perspektivischen Aufstellungen, die Flachdreidimensionalisierung von Kinderzeichnungen). Logisch muss ein Umgang damit gefunden werden, der diese nostalgischen Krusten abschlägt, die sich auf Vergangenem bilden, nur weil es vergangen ist, und es verzerren. Das Unwiderbringliche muss als Unabänderliches gelernt und aus der Differenz von Erlebtem und Gewesenem neu bewertet werden. Die Kombination aus liebevoller Auswahl und Ernst, der sich im Aufwand der technischen Realisierung spiegelt, erreichen etwas im Betrachter, das sonst unterm Alltagseis unsichtbar wird.
Martin Honert: Foto, 1993 © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 / MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main © Foto: Axel Schneider
Widener zeigt ganz klar pathologische Züge. Seine Kleinteiligkeit in der Widerholung immer derselben Motive zusammen mit den großen Lettern und Zeichnungen darüber koppelt Stephen Wiltshire mit Andy Warhol. Das ist in den Notizbüchern noch ziemlich crazy, bemerkenswert, akribisch, im Entwurf ist das Große schon da, aber die Spannung ist eigentlich erst in den ganz großen Werken atemberaubend.
George Widener, Time Machine, 2010 Mischtechnik auf Papier, 184 x 139 cm, Privatsammlung, Berlin © Foto: Bernhard Schaub
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