body w/o borders
Am 20. und 21. April wurde Özlem Dündars AN GRENZEN in meiner englischen Übersetzung (body w/o borders) von Sanjana Taskar gelesen. Die Lesung hat Joseph Megel eingerichtet, der die Entwicklung des Stücks mit mir uns Özlem seit eineinhalb Jahren begleitet.
Zunächst stellten sich Fragen zur Information, die einem amerikanischen Publikum bei diesen Stück über fremdenfeindliche und rechte Gewalt in Deutschland fehlte. Bereits 2022 stellten wir bei einem Seminar in Berlin fest, dass auch ein junges deutsches Publikum mit den Brandanschlägen der 90er Jahre und selbst mit dem sogenannten NSU nichts verband. Das führte dazu, dass Özlem einige Informationen speziell zu den Anwerbeabkommen, aber auch eine Opferliste der Antonio-Amadeo-Stiftung in den Text einbaute.
Die Lesung und die Proben dazu dienten mir selbstverständlich als willkommene, seltene Gelegenheit, Übersetzungsentscheidungen zu überprüfen. Viele Schwächen konnte ich mit Sanjanas und Josephs Hilfe ausbügeln. Das ist ja eine Chance, die wir als Theaterübersetzer:innen nicht sehr häufig bekommen, ehe die Stücke auf die Bühne kommen. Bei FLÄCHENBRAND von Eve Leigh zum Beispiel konnte ich das erst bei der Premiere im Theater Bonn vornehmen.
Als der Text in Chapel Hill im Rahmen der Process Series gelesen wurde, holten wir auch Rückmeldungen vom Publikum ein, das beschrieb, wie der Text auf die Zuschauer:innen wirkte. Die Process SEries ist, wie der Name schon sagt, das optimale Forum für die Entwicklung von Texten, auch von übersetzten Texten. Das Publikum erhält Fragebögen, deren Ergebnisse an die Autor:innen weitergegeben werden. Auch Özlem soll diese Kommentare erhalten. Ihr Text ist ausgesprochen anspruchsvoll, rhythmusorientiert und lässt das Publikum hinsichtlich seines gewichtigen Themas keine Sekunde von der Leine.
Ich bin gespannt auf die weitere Arbeit und die Aussichten, diesen Text in den USA oder der englischsprachigen Welt auf die Reise zu schicken.
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