Logbuch 1.5: INFINITE JEST
Logbuch Infinite Jest S. 417: Wallace hat diesen Roman 1996 veröffentlicht und laut dem Vorwort von Dave Eggers zur 10-jährigen Jubiläumsausgabe seit 1993 daran geschrieben (drei Jahre!: unerklärlich!). Wie schon früher bemerkt, hat er die Handlung ungefähr im Jahr 2007 angesiedelt, in einer in den Amerikas neu eingeführten Zeitrechnung der „Subsidized Time“ (etwa: Gesponsorte Zeit). Diesen sowie auch die neue Begrifflichkeit eines Staatengebildes in der Nachfolge der USA, (der „O.N.A.N“ (Organisation of North American Nations)) haut uns der Autor 400 Seiten lang in vielen syntaktischen und lexischen Verpackungen um die Ohren, um dann endlich erst das eine – die Entwicklung der Staatlichkeit in Nordamerika sowie der viel erwähnten „Great Concavity“ zwischen USA und Kanada -, dann das andere – die Entwicklung der neuen Zeitrechnung unmittelbar aus einem Zusammenbruch der bisherigen TV-Unterhaltungsindustrie – in je einem Kapitel mittels eines wunderbaren dramaturgischen Wirbelwinds (wird nicht verraten), der seine Konstruiertheit nicht verhehlt, endlich und in autorialer Gnade herzuleiten und zu entschlüsseln. Der möglicherweise bis dahin im leserseitigen Getriebe noch vorhandene Sand wird weggeblasen, die Sicht klärt sich weiter, und wir geraten kurz vor der Hälfte des Werks wieder in rapidere Lesefahrwasser. Man muss die Reichweite des imaginativen, konzeptionellen Wurfes Wallace’ ermessen, der (der Wurf) – ohne die (immer noch) aktuellen politischen Umstände und gesellschaftlichen Bedingungen je aus dem Blick zu verlieren – eine Welt schafft, deren Absurdität es durchaus mit der der bestehenden Welt aufnimmt, ja sich logisch gerade aus ihr speist.
Zum Unendlichen Spaß der Literaturübersetzung Kollege Ulrich Blumenbach 2010 in der Süddeutschen.
Schreibe einen Kommentar