BEGEHREN UND LUST
DRAMA PANORAMA: FORUM FÜR ÜBERSETZUNG UND THEATER stellt vor:
BEGEHREN UND LUST
(Heute Nacht habe ich geträumt, dass jemand mich liebt)
(1. Teil der Pentalogie „Philosophen und Gitarren“)
Ein Theatertext von Gabriel Ochoa
Übersetzung aus dem Spanischen von Eduard Bartoll und Hedda Kage
Hedda Kage stellt den spanischen Autor Gabriel Ochoa Peris und den Übersetzer Dr. Eduard Bartoll Teixedor vor.
13. Februar 2014, 19 Uhr
Mime Centrum im Kunstquartier Bethanien
Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
Im Prolog zu seinem vierten Theaterstück schreibt Gabriel Ochoa:
„Das ist nie und nimmer geschehen. Deleuze und Foucault waren enge Freunde. Ja. Große Philosophen. Das auch. Doch niemals Liebhaber. Viele Jahre war ich geradezu besessen von Gilles Deleuze’ Philosophie. Sein Denken über das BEGEHREN hat bis zum heutigen Tage Gültigkeit und ist einer der Pfeiler unseres Selbstverständnisses als Personen, als Bürger, um die moderne Philosophie zu verstehen. Während dieser Besessenheit fiel mir der kurze Text „deseo y placer“ in die Hände, eine Art von Widerlegung, die Deleuze in Bezug auf das Konzept von LUST anstellt, das sein Freund Michel Foucault in „Überwachen und Strafen“ dargelegt hat. Davon ausgehend, entschloss ich mich, eine Hypothese über die Art der Beziehung zwischen den beiden großen Philosophen auszuarbeiten. Mittendrin The Smiths. Dies ist das Ergebnis.”
Das Stück wurde im Dezember 2013 von der Truppe Caterva Teatre in Valencia in der Regie des Autors uraufgeführt.
Da das Theater von den menschlichen Katastrophen lebt, die es zu seinem Stoff macht und szenisch verarbeitet, ist auch dieses Stück eine Geschichte des Scheiterns, auf der Bühne und im Leben. In einer schillernden Mischung aus philosophischer Reflektion und Melodramatik setzt sich der spanische Autor/Regisseur Gabriel Ochoa mit dem Theater auseinander, mit der existentiellen Gratwanderung eines Probenprozesses, in dem die Darsteller sich selbst zum Material werden, und die professionelle Abgrenzung zwischen Thema, Story, Rolle und Person zerrieben wird.
Im Dialog mit dem Autor über seine Arbeit und Position im Kontext der aktuellen spanischen Dramatik werden die beiden Übersetzer, Eduard Bartoll (Barcelona) und Hedda Kage (Berlin), auch Einblick in die Arbeitsweise des Tandem-Übersetzens im interpretatorischen Spannungsfeld zwischen drei Sprachen geben.
Das Stück:
Der Regisseur Iván hat sich ein ambitioniertes Projekt vorgenommen: er will die philosophische Kontroverse zwischen Gilles Deleuze und Michel Foucault in einen Theatertext umbauen. Für das Stück, das Ende der 80er Jahre in Paris spielt, erfindet er eine weibliche Figur, eine Studentin, Silvia Barei, die Gilles Deleuze‘ Texte zusammenträgt und beide befreundeten Philosophen interviewt. Für die drei Rollen seines Textes und seiner Inszenierung hat er zwei mit ihm seit langem befreundete Schauspieler – Carlos und Miguel – und dazu die begabte junge Schauspielerin, Sheila (Tochter einer englischen Mutter und eines französischen Vaters) engagiert. Sein eigener Sohn Jorge, ein junger Rockgitarrist, soll die Musik komponieren und live spielen. Im Verlauf der Proben geraten die persönlichen Beziehungen der am Stück Beteiligten in eine gefährliche Krise, verwoben mit Iváns zunehmender Unfähigkeit, das Thema des Stückes, das Zerbrechen der Liebesbeziehung zwischen Deleuze und Foucault an ihrem konfliktiv geführten Diskurs über Begehren und Lust, theatralisch zu bewältigen. Während Iváns Ehe mit der Medizinerin Helena, zunehmend verödet, verliebt sich Iván heillos in die Schauspielerin Sheila, die zwar von dem jungen Musiker Jorge bezaubert ist, sich jedoch für den reiferen und ihre Karriere fördernden Iván entscheidet, auch wenn sie leugnet, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Helena trennt sich von Iván und beginnt eine Beziehung mit dem bisexuellen Schauspieler Miguel, der sie mit Aids ansteckt. Die Überschneidung von Theaterarbeit und Privatleben führt zur Katastrophe, als Jorge aus erster Liebesenttäuschung einen scheiternden Selbstmordversuch begeht und Sheila eine Fehlgeburt erleidet. Alles bricht auseinander. Iván, der sich nach Miguels Tod um die schwer erkrankte, verbitterte Helena kümmert, gibt das Theater vorläufig auf und schreibt einen Roman. Sheila geht nach England und findet dort als Schauspielerin zum Erfolg. Ein Jahr später gelingt es ihr, bei einer Wiederbegegnung in Paris, Jorge aus seiner Erstarrung zu lösen, ihm das Vertrauen in seine Musik zurück zu geben, so dass – als Iván sich mit Carlos für eine erneute Theaterarbeit trifft, – auch Jorge dabei sein wird. Die Textcollage, die Iván für Carlos zusammengestellt hat, soll den Titel tragen: BEGEHREN UND LUST.
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