Logbuch 1.7: INFINITE JEST
Logbuch INFINITE JEST S. 560: Wie jetzt? Gerade hatten sich die bisherigen Erzähl- und Handlungsstränge beim Leser zu einer Art nachvollziehbarem, atemberaubenden Gesamtbild zusammengefügt, bzw. haben ihre äußersten Ausläufer begonnen, sich zu berühren, da wird kurz nach Mitte des Romans plötzlich eine neue Figur eingeführt, und man muss sich fragen, auf welche Weise dieses neue Puzzleteil nun in das Gesamtgefüge hineinpasst. Das ist ein Kokainkonsument mit dem Namen Lenz, dessen Bezug DFW sicher klar war, denn Lenz ist verrückt, ein Sadist. Wird im Ennet House (Wohnheim für Leute, die von der Sucht loskommen wollen) in Ruhe gelassen. Seine nächtlichen Torturen von Haustieren anderer Leute werden recht detailliert beschrieben. Als Mittel zur Spannungslösung, als die er selbst sie definiert und rechtfertigt, taugen sie wohl nicht so recht, denn ihre Intensität, d. h. auch Größe der Opfer, steigert sich allmählich. Bis der Wahleinsame unverhofft und ohne es bewusst zu wollen einen Freund findet, den er nicht mehr los wird, der ihn auf den nächtlichen Streifzügen begleitet wie eine leider nicht ganz unwillkommene Klette, und der möglicherweise eine bessere Möglichkeit zum inneren Spannungsabbau bietet, als der in seiner Selbsterkenntnis nicht ganz so versierte wie eingebildete Lenz es erkennen kann.
Rätsel gibt weiterhin die zeitliche Struktur auf, die zwar hie und da ein Datum einstreut (immer Frühjahr oder Herbst des Y.D.A.U. [Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche]), aber eine Notwendigkeit noch nicht offenbart. Natürlich kann man sich das alles auch hier im Wiki http://infinitejest.wallacewiki.com/david-foster-wallace/index.php?title=Main_Page erklären lassen. Aber das vermeidet eben den Effekt der Erfahrung der eigenen Erkenntnis.
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