Autor*innen anderswo: U.S.A. (Stolowitz)
Worüber schreiben Theaterautor_innen in anderen Weltteilen?
ANTARKTIKOS von Andrea Stolowitz
Susan hat einen Fahrradunfall. In der Klinik wacht sie lange nicht auf. In ihrer bewusstlosen Traumwelt begegnet sie Robert F. Scott, der 100 Jahre zuvor in seinem Zelt nahe des Südpols sitzt und stirbt, während sie selbst dort ein Aufenthaltsstipendium genießt. Die beiden kommen sich näher und besprechen Angelegenheiten wie den Tod, Heldentum, sie sprechen über Angst, über die Hinterbliebenen, das Abenteuer, zu dem beide aufgebrochen sind. Gleichzeitig lernt Susans Tochter Hilary im Krankenzimmer den Sanitäter Alex kennen, der nicht mehr gehen will.
Stolowitz‘ Schreiben besteht aus einer Reihe überzeugender Zutaten: nicht nur gelingt ihr der leichte Herangang an große Themen; offensichtlich ist diese Autorin erfahren und stilsicher beim Einsatz theatertauglicher Lösungen, die sich vom Lebensrealismus genügend weit entfernen, um den Möglichkeiten eines Bühnenrealismus‘ gerecht zu werden. Die Hauptfiguren sind stets Frauen, wenn überhaupt männliche Figuren vorkommen. In KNOWING CAIRO entwickelt sich die Handlung zwischen drei Frauen, in ITHAKA sind Männer bestenfalls marginal, in ANTARTIKOS stellen sie komplexe, obschon deutlich problematische Gegenüber dar. Vor allem treffen die Protagonistinnen stets auf Gestaltwerdungen ihrer eigenen Unsicherheiten. Diese Ängste sind stets ein Leitmotiv in Stolowitz‘ Stücken. In ANTARKTIKOS jedoch nehmen sie die Gestalt eines ganzen Kontinents an.
Über die Autorin:
Andrea Stolowitz ist eine überaus rührige Theatermacherin aus Portland im Bundestaat Oregon im Nordwesten der Vereinigten Staaten. Sie hat an mehreren Universitäten Kreatives Schreiben, Textanalyse u. a. gelehrt (z. B. Willamette University, Columbia University) und ist Gründungsmitglied des Autorennetzwerks PLAYWRIGHTS WEST.
Ihre letzte drei bis vier Stücke KNOWING CAIRO, ANTARTIKOS, SEASCAPES und ITHAKA waren besonders erfolgreich und haben ihr zahlreichen Preise und Produktionen eingebracht.
Mehr über die Autorin unter www.andreastolowitz.com.
Rechte: Grafik: Ryan Durham, Foto: Roxanne Spiegel
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